Okay,
hier geht's ans Eingemachte.
Mach dich auf ein paar Minuten Dauer gefasst
;-)))

Meine "Vor-Christus" - Zeit  ;-)

Ich überschreibe das mal so, obwohl ich nicht zu den Leuten gehöre, die einen ganz klaren Bekehrungszeitpunkt vorzuweisen haben. Für jemanden, der an Gott glaubt - irgendwie -  habe ich mich schon immer gehalten, auch bevor ich eine Ahnung davon hatte, was das eigentlich bedeutet. Abends im Bett beten "Lieber Gott, mach dieses und jenes ... pass auf diesen und jenen auf ... und vor allem auf mich ..." ... das habe ich immer schon getan, solange ich denken kann. Wilde Diskussionen mit denen führen, die sich Atheisten nannten, gehörte auch zu meinen Spezialitäten. Kann man doch schließlich nicht machen, einfach nicht an Gott glauben, nur weil das gerade (Ende der Siebziger Jahre!) so "in" ist. Wer weiß, vielleicht gibt es ja doch einen, und dann hat man am Ende echt schlechte Karten. Außerdem, ist ja auch nicht übel, wenn man sich vorstellen kann, dass droben irgendwo einer sitzt, der im Notfall ein bisschen aufpasst , wenn einem selbst nichts mehr einfällt, oder man sich nicht entscheiden kann - und über so Sachen wie Tod und Ewiges Leben, wer denkt da schon drüber nach? Später mal. Das war mein Gedankengut.

"Wanderjahre"

Anfang der Achtziger gind dann mein Freund zu einem Praktikum nach Südarfrika und kam mit einem Buch zurück, dass ihm eine Freundin dort geschenkt hatte. Es handelte vom Wirken Gottes unter den Zulus, und unter dem Stichwort Zulugeschichte hatte er es sich überhaupt nur schenken lassen. Wir lasen eigenartige Dinge: da war von einem Gott die Rede, der heute handelt, der konkret zu Menschen spricht, der so in das Leben von Menschen eingreift, dass sie ihr bisheriges Verhalten ändern, Welten in Bewegung setzen, um Gestohlenes zurückgeben, herumlaufen und sich für Fehlverhalten entschuldigen, Kleinigkeiten und große Fehler wieder in Ordnung bringen ...
Ein Gott, der so persönlich erfahrbar ist, dass man ihn wirklich hört, dass man wirklich mit ihm reden kann, dass man tatsächlich Reaktionen bekommt auf das eigene Verhalten ... ?
Meine "bessere Hälfte" war ziemlich beeindruckt - und ich ziemlich beunruhigt! Das ging mir alles ein bisschen zu weit und ich hoffte doch sehr, dass  der Gute sich nicht mit sektiererischem Krams einließ!!

Ebenfalls Anfang der Achtziger demonstrierte er dann getreu seiner politischen Einstellung auch gegen den Einsatz von Persching II-Raketen in Europa  - gemeinsam mit einer Kirchengemeinde! Seine Freundin - also ich - wunderte sich und fand' s ganz lustig.

Mehr passierte vorerst nicht, wir ließen die Sache erst mal auf sich beruhen - ich denke, Gott ließ uns einfach die Zeit.

Zumindest hatte mein Freund nun nichts mehr gegen Kirche ... wir gingen relativ regelmäßig sonntags hin, wurden in einen neu gegründeten Gemeindekreis eingeladen, ich begann im Kindergottesdienst mitzuarbeiten, sonst blieb alles beim alten.

Ende der Achtziger gerieten wir dann in den Sog der Regionalen Jugendarbeit bei uns am Ort. Da gab es einen Abendgottesdiesnt, der so richtig schön anders war als der "normale" (seufz - ja irgendwie immer etwas lahme) Gottesdienst am Sonntag Morgen. Fetzige Lieder, Predigt in unserer Sprache, Lachen und Klatschen in der Kirche (wo gab's denn so was !?) und Leute, die sich zwar auch nicht groß kannten, aber trotzdem begrüßten und eng zusammenrückten, statt jeweils 2 Meter im Umkreis für sich zu beanspruchen. Das alles gefiel uns ganz gut.

Aus dem Umkreis des ABGOS kam dann der erste Hauskreis dazu, wir diskutierten - auf hoher intellektueller Ebene ;-)  - über Bibel, Bibelübersetzungen und Analyseverfahren ebenso wie über persönliche Glaubenserfahrungen. Bei Letzterem hatte ich herzlich wenig beizutragen.

"Aufbruch"

Dann im November 1991 gab es den Gemeindekongress in Nürnberg. Unter dem Gesichtspunkt "da fahren alle die mit, die ich ganz gut leiden kann und gern näher kennenlernen möchte" fuhren wir mit einer Delegation der Regionalen Jugendarbeit mit.Worum es nun genau ging, davon hatten wir keinen blassen Schimmer. Wir erlebten eine neue Welt: Menschen, die ganz offen über ihren Glauben sprachent, Seminare mit Gemeindeleitern aus den USA und England, die überhaupt nicht "kritisch-historisch-analytisch..." an die Bibel herangingen, sondern Gottes Wort einfach so nahmen, wie es in der Bibel eben steht. Wir hörten das erst Mal von "Visionen", es herrschte Aufbruchstimmung, und im Schlussgottesdienst erlebten wir merkwürdige Dinge, die uns später als "Zungenrede" erklärt wurden. Die Lieder, die wir sangen, waren "Lobpreis", und eines blieb mir besonders in Erinnerung.
                                                          "Jesus, Dein Licht füll 'das Land mit des Vaters Ehre,
komml, Heiliger Geist, setz die Herzen in Brand ...

Genau so fühlten wir uns, als wir aus Nürnberg zurückkehrten - in Brand gesetzt! Ich zumindest nahm mir vor, auf der Stelle mein Leben gründlich zu ändern. Bibel lesen, Nächstenliebe, mehr Geduld mit meinen Schülern ...  ;-). Mein kleines goldenes Kreuz wurde wieder ausgegraben und stolz zur Schau getragen.
Das hielt ein paar Tage, oder vielleicht auch Wochen, aber dann verblasste der Gemeindekongress zusehends. Die Umstände, die waren eben nicht so. - Und vor allem, ich hatte echt nichts begriffen! Ein besserer Mensch wollte ich werden, auf jeden Fall, das war ja auch ein erstrebenswertes Ziel. Gott gefallen wolte ich auch, denn ich hatte ja nun schon mal "begriffen", dass Gott mehr als eine historische Sache ist.

"Südafrika - Trip"

Sommer 1992: die nächste Reise nach Südafrika stand an. Dieses Mal fuhr ich mit, und ich war neugierig und fast ein bisschen ängstlich, die Frau kennenzu lernen, die meinen Mann - so dachte ich, ich war ja schließlich immer schon Christ!! - auf den richtigen Weg gebracht hatte.
Der ganze Aufenthalt war von Extremen geprägt: auf der einen Seite Rosi, die ihr ganzes Leben, wirklich bis zum täglichen Einkauf  hin, auf Jesus ausrichtete; auf der anderen Seite ihr Mann - der,der uns überhaupt erst eingeladen hatte- ,der alles daran setzte, den Glauben seiner Frau in den Schmutz zu ziehen und lächerlich zu machen. Mit Vorliebe nahm er uns auch zu Unternehmungen mit, von denen er wusste, dass seine Frau sie zutiefst ablehnte. Das waren z.B. Kneipentouren. Ich gehe gern mal in eine Kneipe, und ein oder zwei Glas Bier in netter Runde stoßen mich auch nicht gerade ab. Was mich störte, war einfach, dass wir immer das Gefühl hatten, er machte das extra, um Rosi zu verletzen.

So manches kam uns auch an Rosis Verhalten spanisch vor: ich wäre zu dem Zeitpunkt nie auf die Idee gekommen, für die Heilung von einem Schnupfen zu beten, wie Rosi es ganz selbstverständlich tat, oder Jesus um Rat zu fragen, bevor ich einkaufe. Und außerdem war die Einladung von ihrem Mann ausgegangen, und wir fühlten uns ihm irgendwie ja auch verpflichtet.
Wir waren hin- und hergerissen. Noch nie waren uns diese beiden Extreme - auf der einen Seite reines Orientieren am Spaßfaktor, auf der anderen Seite Ablehnung alles dessen, was man so einfach mal gern tut - so offensichtlich vor Augen geführt worden. Der ganze Aufenthalt war ein Wechselbad an Erfahrungen, Empfindungen und Entdeckungen; ein Erleben von Gebetserhörungen und gleichzeitiges Zweifeln an dem, was wir erlebten, weil wir ja schließlich "kritisch" aufgewachsen waren.
Aber Rosi zumindest hatte uns so für Jesus begeistern können, dass wir uns an Ort und Stelle die "Living Bible" zulegten, um mehr über Jesus zu erfahren - die Lutherbibel hatten wir zu Hause selbstverständlich im Schrank stehen, aber begeistert hatte sie uns nie so richtig.

Kneipenbummel mit Beigabe

An eine Begebenheit kann ich mich noch besonders gut erinnern. Ralf und ich saßen abends zusammen und stöberten in unserer neu erworbenen "Living Bible" Wir waren völlig in einen Text vertieft, als KH hereinschneite und uns mitteilte, wir würden jetzt nach Durban reinfahren, einen losmachen. Wir hatten beide keine Lust, es bestand auch überhaupt kein Grund, noch mal in die Stadt zu fahren. Und wir lasen gerade in der Bibel - was KH vermutlich einfach nur unterbinden wollte. Obwohl wir nicht wollten, fuhren wir mit.
Auf dem Weg zur Kneipe: plötzlich steht in größerer Entfernung ein angestrahltes Christus-Kreuz mitten auf der Straße. Ich war wie vom Blitz getroffen. Konnte das sein? War das Wirklichkeit oder nicht? Eigentlich konnte dort doch nicht einfach ein überdimensionales Kreuz stehen. Den Rest des Abends hatte ich weiche Knie!
Ich habe KH erst am nächsten Morgen gefragt, und es gab am Ende der Straße tatsächlich eine Kirche mit einem großen angestrahlten Kreuz. Aber jedenfalls stand es da genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte mein schlechtes Gewissen ins Herz getroffen. - Nicht, dass ich da jetzt falsch verstanden werde: ich gehe heute noch gern in die Kneipe und finde nichts dabei. Es war einfach der Zusammenhang. Wir waren mitten in der Bibellese, auf dem Weg, Jesus kennenzulernen, und haben die Bibel sofort zur Seite gelegt, statt den Mumm zu haben, zu sagen: nein, heute mal nicht auf Kneipentour.

Drei Dinge aus dem Südafrika Urlaub sind mir neben diesem Erlebnis unauslöschlich in Erinnerung:
- während eines langen Strandspazierganges mit Rosi kriegte ich endlich mit, dass ich jahrelang Kindergottesdienst gemacht hatte, ohne einen blassen Schimmer von Jesus zu haben, ausgerüstet nur mit meinem "religiösen Wissen".
- in einem Gottesdienst der Hatfield Church in Pretoria, zu dem Rosi uns mitschleppte, begriff ich das erst Mal etwas von Sünde und dass ich sie nicht von mir aus einfach zur Seite schieben kann. Gleichzeitig begegnete mit hier das Lied vom Gemeindekongress wieder, das ich bis dahin nirgends mehr gehört hatte und das mittlerweile so etwas wie eine Leitlinie geworden ist - und eines meiner Lieblingslieder natürlich auch ;-)
- ich erlebte die Freude, die Rosi am Leben mit Jesus hatte - und gleichzeitig die verbitterte Anstrengung ihres Mannes, im reinen "Spaßhaben" Sinnerfüllung zu finden. Er hatte einfach nicht wirklich Spaß, er mühte sich ab und redete es sich ein.


Zugabe

Zu Hause war alles vorbereitet: als wir im Hauskreis über unsere Erlebnisse berichteten, stellte sich heraus, dass  man schon dafür gebetet hatte; Ralf fand in der Teestube eine Heimat; ein Gebetskreis entstand, in dem wir die Nähe Gottes wirklich erleben durften; Menschen in unserer Gemeinde übernahmen es, uns "Babys im Glauben" zu füttern und Schritt für Schritt weiter zu führen. Heute kann ich rückblickend sagen, dass Gott uns immer schon geführt hat. Er hat uns die richtigen Erfahrungen immer zur richtigen Zeit geschickt, und Dinge, die wir manchmal nicht verstanden haben, waren im Rückblick notwendige Schritte auf dem Weg zum Glauben an Jesus Christus.

Seit 2001 gehören wir zu einer kleinen Freien Evangelischen Gemeinde. Es war ein Schritt, den wir nie geplant hatten, waren wir doch beide überzeugt, unseren festen Platz in der Landeskirche zu haben. Der Schritt kam für uns selbst überraschend, aber, wie auch all die anderen Schritte in  unserer Entwicklung, völlig natürlich. Am Pfingstsonntag 2002 sind wir dann in unserer Gemeinde getauft worden.

Heute wissen Ralf und ich, dass Jesus uns liebt, dass er alle Menschen erreichen will mit Seiner Liebe; dass Er bereits für den Mist, den wir gebaut haben und immer wieder bauen, die Schuld auf sich genommen hat. Wir wissen, dass nichts weiter nötig ist als die Liebe zu Jesus und das Eingeständnis, dass Er der Herr ist; und Er uns einmal das Ewige Leben schenken will. Wir wissen, dass wir nie, niemals allein sein werden, mit Jesus an unserer Seite. Wir wissen, dass Er Gebet hört und erhört. Wir wollen Seine Kinder sein.



"Blitzschlag" - im Nachhinein

Vor ein paar Wochen wurde ich aufgefordert, die Geschichte meines Glaubens mal in ganz kurzen Worten zu beschreiben. Das ist eine echte Aufgabe, wenn man kein spezielles "WOW - und das war es!"-Erlebnis vorzuweisen hat ;-/  Also habe ich überlegt, ob ich eine bestimmte Begebenheit erzählen sollte. Die Sache mit dem Kreuz auf der Straße fiel mir wieder ein, und plötzlich wurde mir zum ersten Mal bewusst klar, was damals eigentlich geschehen war - abgesehen von schlechtem Gewissen, meine ich ;-) Ich habe an dem Abend ja wirklich damit gerechnet, dass Jesus mich sieht, und meine Entscheidung, und mich fragen könnte, was ich da eigentlich tue und ob ich das so toll finde.
Ich habe in dem Moment unbewusst begriffen:
Jesus lebt! Jetzt und hier in meiner Gegenwart.

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