Herbstliches

Lilith ThabitaEl


Wenn vom Baum die Äpfel leuchten

und die Birnen gelb dazu,

wenn die Ähren endlich reifen,

Herbstzeit, dann kommst du.

Wenn auf gold' nen Stoppelfeldern

Drachen steigen hoch empor,

und die Kinder fröhlich schreien,

kommt es mit so herbstlich vor.

Blätter in den schönsten Farben,

in orange, in rot und gelb,

so noch an den Zweigen hängend

färben herrlich bunt die Welt.

Und ich bin versucht zu schreiben,

wie' s man meist im Herbst so tut:

lieblich bunt und schön romantisch,

ach, wie ist die Welt so gut.

Doch - schon stellt sich mir die Frage:

darf man das denn heut' noch tun?

Kann man dem geneigten Leser

zumuten, sich auszuruh' n?

Heute geht's ja anders zu,

Drachen steigen kaum noch mehr.

Wenn, dann sind es die gekauften,

Polyethylen und mehr.

Und die Blätter, will man meinen,

sind zwar immer noch schön bunt,

doch sie fall' n so schnell vom Baume,

ist der überhaupt gesund?

Selbst die Äpfel und die Birnen

kauft man heut' im Supermarkt.

Die im eig' nen Garten wuchsen,

werden achtlos weggeharkt.

Also bin ich besser ehrlich,

sag' euch, wie es wirklich ist.

Kann ja sein, das mancher dann

doch noch merkt, was er vermisst.

Und - je mehr ich drüber denke,

stell' ich fest, ich dummer Narr,

Wie soll jemand es denn merken,

wenn er nicht mehr weiß, - wie' s vorher war?

Also ...

Wenn am Baum die Äpfel leuchten

und die Birnen gelb dazu,

wenn die Ähren endlich reifen ...

Herbstzeit, komm doch endlich, du!

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