Elfentanz

Lilith ThabitEl


Silbern glitzert es am Fenster,
kurz nur noch bis Mitternacht.
Cristin glaubt nicht an Gespenster,
oder an der Geister Macht.

Herrlich warm knistert das Feuer,
Flämmchen tanzen hin und her,
diese Stunde ist ihr teuer,
liebes Herz, was willst du mehr?

Hat im Fenster sich's gereget?
Ach, das kann ja gar nicht sein.
Sicher ist ein später Nachbar
dort nur auf dem Weg zum Heim.

Die Bewegung - sie sieht's wieder:
silbern flitzt es hin und her,
flattert auf und flatterst nieder,
Cristin traut sich selbst nicht mehr!


Winzige kristall'ne Wesen
huschen jetzt vom Sims hinab,
fassen sich flugs an den Händen,
und schon geht der Weg bergab.

Winzig kleine feine Glieder,
spinnenwebenfeines Hemd,
zarte Stimmchen singen Lieder,
fast nur wie ein Hauch von Wind.


"Dir nur bringen wir dies Ständchen,
Dir, denn Du bist auserwählt.
Uns'ren Elfenreigen schauen,
das darfst heut' nur Du, mein Kind."


Cristin schaut und wundert sich,
ist doch niemand sonst zu seh'n.
Nur herüben in dem Fenster
scheint ein Eiskristall zu steh'n.


Und sie wagt sich nicht zu regen,

während sie dem Tanz zuschaut,

denn die winzig kleinen Wesen

wirken, wie aus Frost gebaut.

Glöckchen klingen in dem Raume,

schriller wird nun der Gesang,

Und der Tanz wirkt auf und nieder,

stärker wird der Glöckchen' Klang.

Wilder wird der Tanz und wilder,

und dem Mägd'lein wird fast bang,

geht der wilde Weg doch hurtig

ganz die karge Stub' entlang.

Und schon geht es in die Lüfte,

tanzt die eiskristall'ne Schar

über Tisch' und Bänk' und Stühle,

sodann durch die Luft sogar.

Schwingt sich auf in Richtung Fenster,

denn - von dort kam sie ja her.

Und noch eh' das Mädchen schau'n kann,

gibt's die Feen nimmermehr.

...

Cristin glaubt' nicht an Gespenster,

obschon sie nach dieser Nacht,

und dem Rauhreif auf den Möbeln

sich so manch' Gedanken macht ...

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